WLAN unter Ubuntu Server über die Kommandozeile einrichten
Das Betriebssystem Ubuntu Server, wie es z.B. auf dem Home Server Homie und dem Small Business Server Fellow von datamate zum Einsatz kommt, verzichtet auf eine grafische Benutzeroberfläche wie man sie von Desktop Betriebssystemen oder auch vom Windows Server her kennt. Die Kommandozeile, über die Änderungen am System vorgenommen werden, ist zwar in vielen Fällen für Admins mit Linux Erfahrung effizient und bequem. Es gibt aber auch solche, bei denen man eine grafische Oberfläche klar vermisst. Eine dieser Aufgaben ist die Konfiguration einer WLAN-Verbindung. In diesem Artikel berichten wir darüber, wie wir einen Homie eines Kunden mangels Ethernetanbindung mit WLAN nachgerüstet haben. Von allgemeinem Interesse ist dies, da diese Erfahrung verallgemeinerbar ist. Willst Du also unter Ubuntu Server 16.04 mit Hilfe der Kommandozeile einen Edimax USB WLAN Dongle einrichten, dann bist Du hier richtig!
Vorwort zur Hardwareauswahl
Warum wir angesichts der großen Auswahl verfügbarer WLAN Dongles gerade den Edimax Dongle gewählt haben? Der Edimax WLAN Dongle hat einige Pro-Argumente auf seiner Seite. Zunächst einmal ist er günstig und weit verbreitet. Die Chance, dass man bei Problemen irgendwo Hilfe findet, steigt dadurch deutlich. Das noch wichtigere Argument ist aber wohl dieses: Er wird unter Ubuntu automatisch erkannt. Sobald man den Dongle in einen freien USB-Port steckt, taucht er auch schon in der Liste der USB-Geräte auf. Damit erspart man sich unnötige Frickelei.
Ein klares Contra-Argument ist seine Geschwindigkeit. Mit seiner maximalen 150Mbit/s Übertragungsrate ist der Edimax weit von Geschwindigkeitsrekorden entfernt. Daher: Habt Ihr andere WLAN Dongle unter Ubuntu Server zum Laufen gebracht, dann bitte kurze Meldung an info@datamate.org. Wir ergänzen gerne Eure Hinweise!
WLAN unter Ubuntu Server einrichten
Hardware überprüfen
Für die nachfolgenden Erläuterungen gehen wir davon aus, dass der Server angeschaltet, der Edimax USB WLAN Dongle eingesteckt und Ubuntu Updates gemacht sind. Alle folgenden Befehle werden logischerweise als root-User ausgeführt.
Zuallerst lassen wir uns die eingesteckten USB-Geräte anzeigen. Der Output zeigt uns an, dass das Gerät erkannt wurde. Voilà der große Vorteil des Edimax Dongles.
$ lsusb
Bus 001 Device 002: ID 7392:7811 Edimax Technology Co., Ltd EW-7811Un 802.11n Wireless Adapter [Realtek RTL8188CUS]
Der nächste Befehl zeigt, ob der USB-Dongle bereits als WLAN-Gerät erkannt wird und ob er bereits mit irgendeinem Access Point verbunden ist.
$ iwconfig
wlx74da38006865 IEEE 802.11bgn ESSID:off/any
Mode:Managed Access Point: Not-Associated Tx-Power=0 dBm
Retry short limit:7 RTS thr=2347 B Fragment thr:off
Encryption key:off
Power Management:on
Software installieren
Die Konfiguration einer WLAN-Verbindung mit einer aktuellen Verschlüsselungstechnik wie z.B. WPA oder WPA2 erfolgt über den network-manager. Dieser ist eigentlich eine Software, die nur auf dem Desktop zum Einsatz kommt, er kann uns aber auch auf der Kommandozeile gute Dienste erweisen. Wir installieren den network-manager mit dem folgenden Befehl, wobei wir als Parameter –no-install-recommends mitgeben, um zu verhindern, dass gleich eine komplette Desktop-Umgebung mitinstalliert wird.
Hinweis: Zu Zeiten von WEP-Verschlüsselungen konnte man die WLAN-Verbindung per iwconfig aufbauen. Seitdem neuere Verschlüsselungstechnologien WEP abgelöst haben, kommt man mit iwconfig nicht mehr weit.
$ apt-get --no-install-recommends install network-manager
Schnittstelle freigeben
Nach der Installation des network-manager kann dieser mit dem folgenden Befehl gestartet werden. Danach erfolgt die Konfiguration mit Hilfe des Kommandozeilentools nmcli.
$ service network-manager start
$ nmcli dev status
GERÄT TYP STATUS
wlan0 wifi nicht verwaltet
eth0 ethernet nicht verfügbar
lo loopback nicht verwaltet
$ nmcli dev wifi list
* SSID MODUS CHAN RATE SIGNAL BARS SICHERHEIT
Vodafone Homespot Infra 13 54 Mbit/s 100 ▂▄▆█
* MeinGeheimesWLAN Infra 60 54 Mbit/s 96 ▂▄▆█ WPA1 WPA2
nmcli dev status listet sämtliche Netzwerkgeräte inklusive Status auf, wobei der Status nicht verwaltet bedeutet, dass diese Schnittstelle noch über die Konfigurationsdatei /etc/network/interfaces konfiguriert wird.
Um nun den WLAN-Dongle per nmcli verwalten zu können, muss der entsprechende Abschnitt aus der /etc/network/interfaces entfernt oder auskommentiert werden. Nach einem Neustart taucht die Netzwerkschnittstelle auch nicht mehr unter ifconfig auf.
WLAN-Verbindung konfigurieren
Der network-manager verwaltet seine Netzwerkverbindungen bzw. jedes Device durch eine Konfigurationsdatei, die unter /etc/NetworkManager/system-connections/ angelegt wird. Diese könnte man zwar auch händisch anlegen, einfacher geht es jedoch über die folgenden Kommandozeilenbefehle:
WICHTIG: ‘MeinGeheimesWLAN’ und ‘MeinWLANPasswort’ müssen natürlich entsprechend angepasst werden!
$ nmcli connection add type wifi ifname wlan0 ssid MeinGeheimesWLAN
$ nmcli connection edit wlan0
nmcli connection edit wlan0
nmcli> goto wifi
nmcli 802-11-wireless> set mode infrastructure
nmcli 802-11-wireless> back
nmcli> goto wifi-sec
nmcli 802-11-wireless-security> set key-mgmt wpa-psk
nmcli 802-11-wireless-security> set psk MeinWLANPasswort
nmcli 802-11-wireless-security> save
nmcli 802-11-wireless-security> quit
Damit wurde die Konfigurationsdatei für diese Netzwerkschnittstelle angelegt. Die WLAN-Verbindung lässt sich ganz einfach per Befehl starten.
$ nmcli radio wifi on
WLAN über die Kommandozeile ist möglich
Natürlich ist die Konfiguration einer WLAN-Verbindung mit Hilfe einer grafischen Benutzeroberfläche deutlich einfacher und schneller erledigt. Aber wie fast immer in der Linux-Welt gibt es Mittel und Wege, das gewünschte Ziel auch über die Kommandozeile zu erreichen. Und so ist es ohne große Schwierigkeiten auch einen Homie oder einen Fellow per WLAN mit dem lokalen Netzwerk zu verbinden.
Sollte die Informationen aus diesem Artikel nicht ausreichen, empfehle ich als zusätzliche Lektüre die folgenden beiden Artikel: wiki.ubuntuusers.de, wiki.siduction.de.