Jitsi Meet im Einsatz – Tipps für die optimale Nutzung
Die Open Source Videokonferenzplattform Jitsi Meet erfreut sich in Zeiten von Corona-bedingter Heimarbeit großer Aufmerksamkeit und Beliebtheit. Dank einfacher Installation und universeller Plattformunterstützung ist Jitsi schnell und flexibel einsetzbar. In diesem Artikel erläutern wir, wie Du Jitsi Meet nutzt und welche Dinge Du im täglichen Einsatz für ein bestmögliches Videokonferenzerlebnis berücksichtigen solltest. Denn auch die beste Lösung liefert nur suboptimale Ergebnisse, wenn sie unsachgemäß bedient wird.
Clients für alle Plattformen
Eine Jitsi Videokonferenz wird über einen Jitsi Meet Server vermittelt. Erfreulicherweise gibt es eine schnell wachsende Anzahl öffentlicher Server, die ohne Anmeldung und kostenfrei genutzt werden können. Ein solcher wird beispielsweise von der Universität Duisburg Essen unter https://jitsi.uni-due.de angeboten. Auf diesen werden wir im Folgenden immer wieder zurück kommen; man kann aber auch jeden anderen öffentlichen Jitsi Meet Server verwenden. Wenn Du aus Vertraulichkeits- oder Datenschutzgründen auf einen eigenen Jitsi Server setzen willst, dann kannst Du die Zoom Alternative auch schnell auf einem Ubuntu Server installieren.
Für die Teilnahme an einer Webkonferenz benötigt man dann nur noch einen Jitsi Client. Die Clients verwalten die Audio- und Videogeräte wie Mikrofon und Kamera und managen den Datenstrom vom und zum Rechner. Eine Stärke von Jitsi ist, dass es Clients für jeden Gerätetyp und jede Plattform gibt. Egal ob Windows, Mac oder Linux auf dem Desktop, Android oder iOS auf dem Mobilgerät, Jitsi bietet den passenden Client.
Standard-Client: Der Webbrowser
Richtig, Webbrowser wie Chrome und Edge sind der Standard-Client auf Desktop Rechnern für Jitsi. Du musst folglich auf Deinem Rechner gar nichts weiter installieren, um Jitsi zu nutzen! Browser auf und los geht’s!
Die Erstellung einer Jitsi Webkonferenz ist so einfach wie es nur sein kann. Gehe auf die Webseite des ausgewählten Jitsi Servers – hier beispielhaft https://jitsi.uni-due.de – und gebe dort den Namen ein, den Deine Konferenz haben soll. Mit Klick auf ‘Los’ wird Dein Meetingraum erstellt. Voilà, Du hast einen Konferenzraum eröffnet.
Schaue in die Adresszeile, dort siehst Du die vollständige Adresse Deines Konferenzraums. Es ist die Webadresse des genutzten Jitsi Servers gefolgt von einem Slash und dem von Dir gewählten Namen des Konferenzraums. Hast Du einen Konferenzraumnamen mit mehreren Wörtern gewählt, dann werden einfach die Leerzeichen entfernt. Kommuniziere diese Adresse an Deine Konferenzteilnehmer, um einem Meeting beizutreten. Hast Du beispielsweise den Meetingraum ‘Wir schlagen Corona ein Schnippchen’ erstellt, dann ist die Meeting Adresse https://jitsi.uni-due.de/wirschlagencoronaeinschippchen.
Öffentliche Jitsi Konferenzräume sind nicht zeitlich limitiert und werden ad-hoc erzeugt, sobald ein Nutzer den Konferenzraum betritt. So lassen sich auch zukünftige Meetings einfach planen, ohne einen Raum “zu reservieren”. Es reicht aus, in einer Termineinladung den Jitsi Server und den Namen des Konferenzraums zu nennen. Damit können sich die Teilnehmer zu Beginn des Treffens einwählen. Die mögliche Kollision mit einem anderen Meeting ist bei Verwendung eines nicht generischen Konferenznamens minimal.
Bei der erstmaligen Verbindung mit einem Jitsi Server fragt der Browser nach der Berechtigung für den Zugriff auf Mikrofon und Kamera des Computers. Diese musst Du erteilen, sonst wirst Du von den anderen Teilnehmern weder gehört noch gesehen.
Jitsi ist durch den Browser-basierten Webclient super flexibel. Eine nennenswerte Einschränkung gibt es aber doch: Firefox ist derzeit nicht für den Jitsi Einsatz empfehlenswert. Die Mozilla Entwickler haben an der WebRTC-Implementierung Änderungen vorgenommen, die Probleme verursachen. Die Ursache ist bekannt und soll behoben werden, aber es ist noch nicht klar wann. Jitsi selbst empfiehlt die Verwendung von Chrome oder Chromium-basierten Browsern (z.B. Opera oder der neue Edge).
Mobile Apps für Android und iOS
Hat Dein Computer keine Webcam, dann bietet sich das Smartphone oder Tablett als Konferenzgerät an. Im Google Play Store wie im App Store von Apple gibt es die Jitsi Meet App zum kostenfreien Download.
Die App sieht so aus, als ob man gleich loslegen könnte. Ganz so schnell geht es jedoch leider nicht. Zur Einwahl in einem Meeting musst Du zunächst in den App-Einstellungen den Jitsi Server eintragen. Dorthin kommst Du per Klick auf die drei Striche oben links.
Gebe dort die URL des Jitsi Servers mit vorangestelltem https:// ein. In Sachen Anzeigename und E-Mail bist Du frei. Wie das für unseren Jitsi Beispielserver bei der Universität Duisburg Essen aussieht, zeigt der Screenshot am Beispiel von iOS. Bei Android sieht das quasi identisch aus.
Die Desktop App Jitsi Meet Electron
Eher unbekannt ist Jitsi Meet Electron, die Desktop App von Jitsi Meet. Diese erfordert zwar im Vergleich zum Browser eine gesonderte Installation, hat aber ein paar extra Features (wie z.B. Fernsteuerung und always-on-top Funktion), die im Browser-Client nicht möglich sind. Unter der Haube der Desktop App werkelt die Chromium Engine. Jitsi Meet Electron ist also auch etwas für Nutzer, die Chrome/Chromium nicht installieren, aber auf Jitsi nicht verzichten wollen.
Wie es sich für eine Multiplattformlösung gehört, gibt es Jitsi Meet Electron für Windows, Mac und Linux. Der Download erfolgt leider etwas umständlich über das GitHub Repository von Jitsi. Ungeübte User finden sich da wohl nicht unmittelbar zurecht. Daher bieten wir hier die Direktlinks auf die Downloads der aktuellen Version (Stand 10.4.2020) an. Dem Prinzip “Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste” folgend, empfehlen wir die Überprüfung der heruntergeladenen Dateien mit Deinem lokalen Virenscanner oder Virustotal.
- Windows: Jitsi Meet Electron for Windows (32 und 64Bit)
- macOS: Jitsi Meet Electron for macOS
- GNU/Linux: Jitsi Meet Eelctron for Linux
Hinsichtlich Erstellung und Beitritt zu einem Meetingraum gilt oben gesagtes analog. Um zu einem Meeting beizutreten, gebe – wie im Browser – die URL des Meetingsraums inkl. Servername ein (siehe Screenshot). Um einen neuen Raum aufzumachen, gebe einfach hinter der Jitsi Server-URL den Namen des gewünschten Meetingraums ein.
Die Jitsi Meet Oberfläche
Die Nutzung von Jitsi Meet ist ähnlich einfach wie die Erstellung eines Webmeetings. Die Oberfläche stellt die Teilnehmer in den Mittelpunkt und ist ansonsten aufgeräumt. Logischerweise unterscheidet sich die Benutzeroberfläche von Client zu Client, teilen aber die wesentlichen Elemente und sehen ungefähr so aus wie im Screenshot unten anhand von Chrome gezeigt.
In der linken unteren Ecke befinden sich die Funktionen, um mit anderen Teilnehmern in Kontakt zu treten: Man kann seinen Bildschirm mit anderen Konferenzteilnehmern teilen, durch Handheben den Sprechwunsch signalisieren oder auch das Chat-Panel ein und ausblenden.
In der Mitte kannst Du einstellen, welche Informationen übermittelt werden. Das Mikrofon und die Kamera können aktiviert und deaktiviert werden. Ist man nur ein passiver Teilnehmer einer Konferenz oder einer von sehr vielen, dann kann man durch Deaktivierung der Kamera Bandbreite für die aktiven Teilnehmer freimachen. Auch empfiehlt es sich, das Mikrofon stumm zu stellen, wenn man keinen Redeteil hat. Die zahlreichen Hintergrundgeräusche führen sonst gerade bei vielen Teilnehmern zu einer anstrengenden Lärmkulisse. Durch die rote Schalftfläche verlässt man die Konferenz.
Unten rechts finden sich die weitere Funktionen, die etwas ausführlichere Erläuterung verdienen. Hinter dem i-Icon befinden sich die Verbindungsinformationen. In jedem Fall findest Du dort URL des Konferenzraums. Auch wird die Einwahlnummer für eine reine Sprachteilnahme angezeigt, wenn denn ein Voice Gateway eingerichtet ist. Bei dem bisher verwendeten Beispielsystem der Uni Duisburg Essen gibt es das nicht (Abbildung links oben), beim Jitsi Meet Demo System unter https://meet.jit.si ist das jedoch der Fall (Abbildung links unten).
Über die Verbindungsinformationen lässt sich eine Konferenz auch per Passwort schützen. Neue Teilnehmer müssen sich vor Betreten des Konferenzraums mit diesem Passwort authentifizieren. Die Teilnehmer, die bereits in einer Konferenz sind, sind davon nicht betroffen.
Hinter den drei Punkten befinden sich die erweiterten Optionen. Die meisten davon sind selbsterklärend. Mit Hinblick auf den reibungslosen Ablauf einer Webkonferenz sind insbesondere die Qualitätseinstellungen von Relevanz. Hier kann man einstellen, mit welcher Auflösung Auflösung Jitsi das Videosignal verschickt. Um Rücksicht auf Teilnehmer mit einem Internetanschlüssen zu nehmen, kann man hier die Auflösung reduzieren.
Bei anderen Jitsi Servern kann dieses Menü durchaus abweichend aussehen. Manche Jitsi Server bieten auch das Stummschalten aller Teilnehmer sowie die Sitzungsaufzeichnung an. Mit der weiteren Entwicklung von Jitsi werden aller Vorraussicht nach hier, weitere Funktionen hinzugefügt.